Frankfurt Skyliners: Gordon Herbert kritisiert die mangelnde Einstellung einiger seiner Spieler
Von HARALD JOISTEN Frankfurts Basketballer empfangen morgen Braunschweig – dabei werden sie mit der glorreichen Vergangenheit konfrontiert.
Am Sonntag wird Gordon Herbert wohl etwas Wehmut verspüren. Zum Bundesliga-Heimspiel seiner Skyliners (15.30 Uhr) gegen Braunschweig hat sich Jordon Theodore als Zuschauer angesagt. Der Spielmacher besucht sein ehemaliges Team, das er in der vergangenen Saison zu großen Erfolgen geführt hatte: Zum Sieg im Europe Cup sowie ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft und um den deutschen Pokal. Unter Trainer Gordon Herbert.
Einen Ausnahmespieler wie Theodore, der inzwischen für Banvit BK aufläuft und in der türkischen Liga mit knapp 20 erzielten Punkten pro Partie zu den herausragenden Profis gehört, hätte Herbert gerne in seinem aktuellen Team. Doch die Realität sieht anders aus. „Unsere jetzige Mannschaft ist nicht annähernd vergleichbar mit jener aus dem vergangenen Jahr“, sagt Herbert. Im Sommer musste der Coach den Abgang von acht wichtigen Spielern verkraften – darunter Theodore. „Vergangene Saison hatten wir Bonn zu Hause mit 30 Punkten Unterschied geschlagen“, erinnert sich Herbert. Jetzt kann seine Mannschaft froh sein um jeden knappen Sieg. Die Play-offs sind neun Spieltage vor dem Ende der Bundesliga-Hauptrunde kaum noch zu erreichen. In den verbleibenden Partien gegen Braunschweig, gegen Göttingen (19. März), in Bremerhaven (24. März), gegen Bonn (2. April), in Vechta (8. April), in Bayreuth (13. April), gegen Jena (17. April), in Ulm (22. April) und gegen Alba Berlin (29. April) müssten wohl noch mindestens sieben Siege gelingen – kaum vorstellbar. Denn die Frankfurter haben nicht nur ein Qualitätsdefizit. Es mangelt offenbar weiter am Zusammenhalt.
Herbert wirft manchen seiner Spieler indirekt eine mangelnde Einstellung vor. Seit Monaten schon versucht er dieses Problem zu lösen. Bislang vergeblich. Inzwischen wächst bei dem 58-Jährigen der Unmut. Herbert beschreibt seine Eindrücke beim kürzlichen 79:76-Erfolg gegen Würzburg mit ungewohnt drastischen Worten. „Einige meiner Spieler waren angepisst, weil sie nicht genug Einsatzzeit bekamen oder nicht oft genug auf den Korb werfen durften. Das habe ich ihnen angesehen“, kritisiert der Meister-Trainer von 2004 und schob nach: „Diese Spieler haben nicht die richtigen Ziele. Sie müssen verstehen, dass der Name vorne auf dem Trikot wichtiger ist als der Name hinten drauf.“ Sprich: Der Erfolg des Clubs steht über dem eines einzelnen Spielers. Ausgenommen von der Kritik seien unter anderen Quantez Robertson, Mike Morrison und Max Merz, die „als positive Beispiele“ vorangingen.
Gänzlich schlecht reden möchte Herbert die Situation freilich nicht. Die Play-offs seien immer noch erreichbar. Und seine Mannschaft sei sportlich „nicht weit davon entfernt, ein gutes Team zu sein“. Dafür müssten „viele kleine Dinge besser werden“. Er glaube daran.
Dennoch scheint schon vor dem morgigen Spiel des Tabellenelften gegen den abstiegsgefährdeten Rang-16. klar, dass im Sommer abermals ein großer personeller Wechsel bevorstehen dürfte. Unter anderen dürfte Spielmacher Kwame Vaughn keinen neuen Vertrag erhalten. Jordon Theodore kann sich am Sonntag hautnah ein Bild von seinem Nachfolger machen. Zudem würde Herbert nächste Saison gerne wieder zwei deutsche Spieler in die Startformation stellen. Ein Kandidat ist Niklas Kiel (19). Auch Isaac Bonga (17) darf auf mehr Einsatzzeit hoffen.